Donnerstag, 9. Juli 2009

Knochenbrüche

Unfallstation im Krankenhaus „Der zerbrochenen Herzen“. Ein Patient nach dem anderen wird eingeliefert. Heute stehen die Knochenbrüche an erster Stelle. Mal ist es der Arm, mal das Bein oder die Rippen. Und immer heißt die Diagnose: Fraktur oder auf deutsch: Knochenbruch.

Der Schriftsteller Ernest Hemingway schreibt in einem Roman: „Die Welt zerbricht jeden, und danach sind manche an den gebrochenen Stellen stark“. Stark an gebrochenen Stellen? Wenn ein gebrochener Knochen wieder zusammen heilt, bildet sich an dieser Stelle Knochenmehl – Kallus. Im Röntgenbild sieht man später eine Verdickung und an dieser Stelle wird der Knochen nie wieder brechen, sondern nur daneben.

Wenn ein Mensch nach einem Lebensbruch wieder Heilung findet, wird er an dieser Stelle stark sein. Früher oder später zerbricht fast in jedem Menschenleben etwas. Sehr wenige Menschen werden dieses Leben unverletzt von Leid, unangefochten von Krankheit und unberührt von Kummer überstehen. Wenn das geschieht, können wir uns entscheiden, bitter, zornig und empfindlich zu werden.

Oder wir lassen uns im Krankenhaus „Der zerbrochenen Herzen“ heilen. Wir öffnen uns der Gegenwart Gottes, der uns durch seinen Trost stark macht, das auferlegte Leid in Geduld zu tragen. Geduld heißt: „Unter der Last bleiben.“
Bis zu einem gewissen Punkt liegt es an uns, ob wir an den gebrochenen Stellen überempfindlich werden, oder ob wir an den gebrochenen Stellen stark werden.

„Ich bin der Herr dein Arzt.“ 2. Mose 15, 26b
„Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.“ Psalm 137,3

© Cornelia Hott 2006

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